Orte der geheimnisvollen Wirklichkeit Gottes
Gottesdienste sind Orte, wo “mitten unter uns die geheimnisvolle Wirklichkeit Gottes und der vertraute Alltag der Welt” in Kontakt treten, wie Frau Prof. Dr. Gisela Kittel in Anlehnung an die westfälische Präses, Annette Kurschus, und an Formulierungen Karl Barths in ihrem neuen Aufsatz “Die Anrufung des Namens Gottes inmitten einer gottvergessenen Welt” schreibt, der für eine Veröffentlichung im Deutschen Pfarrerblatt 2020 vorgesehen ist.
Daher sind Gottesdienste, auch an kleinen Orten und nur von wenigen gefeiert, dennoch “ein Signal, dass auch dieses Dorf oder jener Stadtteil Gott zugehört”. Es scheint erst unserer Generation vorbehalten zu sein, sich über eine zweitausendjährige Tradition hinwegzusetzen, “regelmäßige gottesdienstliche Feiern als zentrale Punkte der Sammlung und Zusammenkunft” der Christen eines Ortes, einer Stadt, eines Dorfes zu begehen. Die Autorin folgert:
“Eine Kirche, die auf die Gaben setzt, die in jeder Gemeinde schlummern, und diese Begabungen zu aktivieren versteht, wird auch in Finanzkrisen überdauern. Sie wird nach der Lebensform suchen, die ihrem “Gegründet-sein in Christus” entspricht, und das Wort sagen, das ihr von ihrem Herrn aufgetragen ist. Bei all dem wird und muss sie es wieder lernen, auf die Verheißung zu setzen, die Jesus seiner kleinen Herde gegeben hat (Lk 12,32), und auf die Kraft seines Geistes zu vertrauen.”
Evangelischer Kirchentag Dortmund 2019
Wie auf früheren Kirchentagen war der Gemeindebund auch in Dortmund wieder zusammen mit dem Gemeindebund Bayern und dem Kirchenbunt im Rheinland mit einem Stand auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten.
Im Laufe der drei Tage wurden interessante Gespräche geführt, um auf die teilweise prekäre Situation in den Gemeinden hinzuweisen und für eine Stärkung der Parochie zu werben. Bis auf wenige Ausnahmen stießen wir generell auf breite Zustimmung. Gerade Mitglieder von Gemeindeleitungsgremien pflichteten uns bei. Allerdings wurde auch deutlich, dass viele innerlich schon aufgegeben haben und die Ressourcenumverteilungen hinnehmen.
Jedenfalls wurde von den drei anwesenden Gemeindebünden schon der nächste ökumenische Kirchentag in Frankfurt ins Auge gefasst. Auch dort wollen wir wieder gemeinsam für unsere Anliegen werben. Wir freuen uns darauf.
Verfassungsänderungen in der Evangelischen Kirche
Der Aufbau der Evangelischen Kirche ist seit Beginn der Reformmaßnahmen mit dem Papier “Kirche der Freiheit” so tiefgreifend auf der Ebene der Kirchengemeinde, des Kirchenkreises und des Pfarrdienstes verändert worden wie seit der Reformation nicht mehr. Gleichwohl erlaubt die Ähnlichkeit zwischen den Begriffen Reformation und Reform keinen Rückschluss auf das Wesen der Reformmaßnahmen, denn ihnen fehlt jeder geistliche Antrieb: ihr Inhalt ist nur der bürokratische Fortbestand lebloser Gemeinden und die Befriedigung moderner Ansprüche an den Pfarrberuf in einer Wohlstandsgesellschaft.
Die ganze Tortur der Reformmaßnahmen ist hier nachlesbar (Beitrag von Georg Hoffmann in dem Buch “Kirche der Reformation? – Erfahrungen mit dem Reformprozess und die Notwendigkeit der Umkehr“, herausgegeben von Gisela Kittel und Eberhard Mechels, erschienen bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 2016 (2. Aufl. 2017).
Neue Ausgaben unser Zeitung “Die mündige Gemeinde”
sind auf folgender Seite erhältlich: Mündige Gemeinde
Aktuelle Ausgabe Nr. 7, 1.Advent 2018
Kirche der Reformation
Am 12. September 2016 ist das Buch „Kirche der Reformation? – Erfahrungen mit dem Reformprozess und die Notwendigkeit der Umkehr“, herausgegeben von Gisela Kittel und Eberhard Mechels bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen erschienen. Das Buch enthält diverse Beiträge von Reformkritikern aus verschiedenen Landeskirchen. Es will die Evangelische Kirche zum Reformationsjubiläum an ihre reformatorischen Wurzeln erinnern und durch Erfahrungsberichte zeigen, wie sehr sich diese Kirche im sogenannten Reformprozess von ihren Wurzeln entfernt hat. Aus den Reihen des Gemeindebundes schreibt dort Georg Hoffmann über die „Umgestaltung der EKBO zum ‚Erweckungs‘-Unternehmen auf der Grundlage eines reformationswidrigen Verständnisses von Gemeinde und Synode“.Ein Informationsflyer über das Buch mit einem Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis und einer Leseprobe ist über folgenden Link erhältlich: Kirche der Reformation
Am 20. September 2018 wurde der Gemeindebund 10 Jahre alt.
Es sei daher an den Gründungsbericht erinnert, den Sie hier finden: Gründungsbericht
Auch wenn der Gemeindebund ein Bund von Kirchengemeinden ist, steht es jedem Interessierten frei, sich aktiv in die Arbeit des Gemeindebundes einzubringen und mit dem Vorstand Kontakt aufzunehmen.
Unser Bruder Pfarrer Dr. Martin Gestrich verstarb nach schwerer Krankheit am 7. Februar 2018. Er war Mitinitiator des Gemeindebundes und dessen erster Vorsitzender von 2008 bis 2010. Er war damals Pfarrer des Sprengels Päwesin im Havelland. Durch seine inspirierende und mitreißende Art war er der Vater der Gemeindebund-Bewegung und blieb ihr bis zuletzt gewogen. Seine Seele harrt nun der Auferstehung in Jesus Christus, Amen. |
Zum 500. Reformationsjubiläum finden Sie hier Luthers eigenen Bericht zum Hergang der Reformation. Aus ganz Kleinem kann mit dem Heiligen Geist ganz Großes werden. Anfang des lutherischen Lärmens
Am 1. Juli 2017 fand ein Gemeindebund-Gottesdienst mit anschließendem Austausch in Päwesin im Havelland statt.
Auf dem Kirchentag 2017 in Berlin und Wittenberg war der Gemeindebund auf dem Markt der Möglichkeiten vertreten.
In der Mitgliederversammlung des Gemeindebundes am 14. Januar 2017 in der Ev. Kirchengemeinde Berlin-Marzahn/Nord wurde der Vorstand des Gemeindebundes neu gewählt. Das Vorstandsmitglied Pfarrer Stephan Scheidacker verzichtete aufgrund des Eintritts in den Ruhestand am 1. April 2017 auf eine Wiederkandidatur. An seiner Statt wurde Pfarrer Berthold Schirge (Pfarrsprengel Papenbruch) gewählt. Im Übrigen wurde der Vorstand in seiner bisherigen Zusammensetzung wiedergewählt.
Der Status der Kirchenkreise ist seit 2013 dadurch aufgewertet worden, dass die Gemeindeglieder seitdem auch dem Kirchenkreis angehören. Er soll damit Gemeindestatus erhalten. Hiergegen wendete sich der Gemeindebund mit gleichlautenden Synodalanträgen der Ev. Kirchengemeinden Berlin-Marzahn/Nord, Segeletz, Barsikow, Bückwitz, Läsikow, Nackel und der Franz.-Ref. Gemeinde zu Potsdam auf der Frühjahrstagung 2017 der Landessynode, allerdings erfolglos. Den Antrag samt Begründung finden Sie hier: Synodenantrag Frühjahr 2018
Wormser Wort – Nein zum bisherigen Umbauprozess der Kirche durch die EKD
Im Umfeld des 73. Deutschen Pfarrertages in Worms unter dem Motto „Manchmal musst Du Nein sagen können“ traf sich der Verein Wort-Meldungen e.V. und verfasste zur aktuellen kirchlichen Lage das Wormser Wort.Sie können Ihre Zustimmung dazu per E-Mail an info@wort-meldungen.de kundtun. Ihre Antwort wird vertraulich behandelt. Mit der Kommentarfunktion können Sie auch öffentlich auf der entsprechenden Seite von Wortmeldungen Position beziehen. Je mehr Zustimmung das Wort erfährt, um so mehr Gewicht wird es erhalten. Der Verein Wort-Meldungen bittet um weite Verbreitung und intensive Diskussion.
1. Der Reformprozess ist ein Um- und Abbauprozess„Kirche der Freiheit“ wurde 2006 von der EKD als Reformprogramm eingeführt. Tatsächlich handelt es um einen tiefgreifenden Umbau: die evangelischen Kirchen werden hierarchisiert, zentralisiert, bürokratisiert, ökonomisiert. Sie verlieren ihren Kern. Die Flut der seitdem gleichzeitig in Gang gesetzten „Jahrhundertprojekte“ Doppik/NKF, Fusionen auf allen Ebenen, Kompetenzverlagerungen von der Basis auf die Mittlere Ebene und der Zentralisierung führte zu einer bis dahin unbekannten Selbstbeschäftigung. Viel zu wenig Zeit bleibt für den eigentlichen Auftrag: der Kommunikation des Evangeliums.
2. Scheitern ist vorprogrammiertAuch aus Managementsicht sind die Umbauprozesse höchst fragwürdig. Sie basieren auf einer fragwürdigen Strategie des Gesundschrumpfens (Downsizing). Die wiederum auf einer simplifizierenden Annahme beruht: die Zahl der Kirchenmitglieder halbiere sich bis 2030, die Finanzen schrumpften auf ein Drittel. Die Fakten sprechen dagegen: Es gibt keine direkte Korrelation zwischen Mitgliederzahlen und Kirchensteueraufkommen. Die Kirchensteuereinnahmen sind langfristig gesehen bisher konstant oder sogar steigend. Aufgrund der von Langzeitprognosen abgeleiteten falschen Strategie musste der Umbauprozesss zwangsläufig in die Irre laufen. Selbst die Versprechen ökonomischer Effizienz können nicht eingehalten werden: die Ausgaben für die genannten Maßnahmen sind immens, die Wirkungen äußerst bescheiden. Die Kosten-Nutzen-Relation des Umbauprozesses ist negativ.
3. Die Mitarbeitenden werden demotiviertMotiviertes Personal war ein entscheidendes Potential der Kirche. Der Umbauprozess von „Kirche der Freiheit“ leitet den Personalabbau ein, der namentlich im Bereich von Gemeindepädagogen und PfarrerInnen schon heute, vor der Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge, seine Wirkungen zeigt. Die Personalführung ist bedenklich: übliche Grundsätze, wie der, wonach Arbeitsaufträge so zu gestalten sind, dass sie den Mitarbeitenden erfolgreiches Arbeiten ermöglichen, werden sträflich verletzt. Die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden wurde beschnitten, die Selbstregulierungskräfte gelähmt. Demotivation und Frust waren vorprogrammiert. Qualität und Wirksamkeit kirchlicher Arbeit haben darunter gelitten. Das schwächt die Kirchen enorm.
4. Der Mensch gerät aus dem BlickIn den letzten drei Jahrzehnten erleben wir eine zunehmende Beherrschung aller Lebensbereiche durch die Ökonomie und ihrer Gesetze. Mit den Umbauprozessen drangen sie auch in die Kirchen ein. Durch die Unterwerfung unter die Normen des „freien“ Marktes gerät aber die Arbeit der Kirche in Gefahr. Denn wo nur die Normen des heutigen „freien“, nicht aber sozialen Marktes regieren, gerät der Mensch ins Abseits. Die Verkürzung des Menschen auf seine ökonomischen Funktionen widerspricht dem christlichen Selbstverständnis. Wo bleibt der Glaube, der Lebenssinn? Wo sind die protestantischen Kirchen mit ihrer „großen Erzählung“, die Denkfreiheit ermöglicht? Der Reichtum der Kirche beruht nicht in erster Linie auf Kapital, sondern auf Gemeinsinn, Köpfen und Konzepten.
5. Die Kirche verliert ihr FundamentDie Kirche gründet im Wort Gottes. Dieses Fundament ist in Gefahr. Die Kirche lebt nicht mehr aus der Freiheit des Wortes, sondern unterwirft sich dem Gesetz und der fremden Logik des Marktdenkens und wird so zu einem Konzern. Im kirchlichen Umbauprozess wird wird die Strategie kirchlichen Handelns nicht aus einer theologischen Argumentation abgeleitet, sondern aus Algorithmen und Finanzprognosen.
6. Die Kirche verliert ihre GlaubwürdigkeitDie Reformen wurden mit hochtrabenden Versprechungen beworben. Diese haben sich in der Praxis als unhaltbar erwiesen. Mit schönen Worten wird verschleiert, mit Zahlen und mathematischen Formeln wird getrickst. So wird Transparenz beschworen, und wie im Falle des sog. „Erweiterten Solidarpakts“ Geheimhaltung praktiziert. Dadurch fühlen sich Menschen getäuscht, sowohl Mitarbeitende als auch Kirchenmitglieder.
7. Umkehr ist nötig Die Lage ist ernst. Die Mitarbeiterschaft ist enttäuscht, frustriert, demotiviert. Gut ist hingegen die wirtschaftliche Lage der Kirchen: sieben fette Jahre liegen hinter uns. Dieses Ergebnis ist aber nicht einer besonders herausragenden Arbeit geschuldet, sondern der Konjunktur. Leider wurde diese gute finanzielle Lage nicht sinnvoll genutzt: weder wurde in die Kommunikation des Evangeliums investiert, noch in eine Verwaltungsmodernisierung im Sinne einer dienenden Verwaltung.Heute müssen wir zehn Jahre Umbauprozesse beklagen, die die Kirchen geschwächt haben. Verlorenes Vertrauen muss wiedergewonnen werden. Wir brauchen ein Moratorium, um den aktuellen Status schonungslos offenzulegen und zur Besinnung zu kommen. Umkehr ist nötig.